In den letzten Jahren ist die erweiterte Herstellerverantwortung (Engl: Extended Producer Responsibility, kurz EPR) in aller Munde. Auch für den Online Handel wird die Herstellerverantwortung zunehmend wichtiger. Ohne EPR Compliance ist kein Marktzugang möglich. Wie Online Händler diese erfüllen können, erklären wir in diesem Beitrag.
Inhalt:
- Was ist die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR)?
- Wer gilt als Hersteller?
- Ziele der erweiterten Herstellerverantwortung
- EPR in Europa
- Auswirkungen auf den Online Handel
- EPR für Online Marktplätze
- Praktische Umsetzung – Schritt für Schritt mit ecosistant
- Vorteile
- Herausforderungen
- Fazit: Jetzt Ihre EPR europaweit erfüllen
Was ist die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR)?
Die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) ist ein Umweltpolitikkonzept, das Produzenten dazu verpflichtet, die Verantwortung für die gesamte Lebensdauer ihrer Produkte zu übernehmen, insbesondere für die Entsorgung und das Recycling. Dieses System soll die Umweltbelastung durch Abfall reduzieren und den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen fördern.
Für Online-Händler in Europa bedeutet EPR, dass sie sicherstellen müssen, dass ihre Produkte am Ende ihres Lebenszyklus korrekt recycelt oder entsorgt werden. Dies umfasst verschiedene Produktgruppen wie Elektrogeräte (WEEE), Batterien (Batterien EPR) und Verpackungen (Verpackungs-EPR). Auch für Textilprodukte werden europaweit EPR-Systeme eingeführt; in vereinzelten Ländern betrifft die erweiterte Herstellerverantwortung auch Möbel, Matratzen, Reifen und andere Produkte. Beispielsweise in gibt es in Frankreich auch eine Spielzeug-EPR.
Ein EPR-System erfordert, dass Sie als Produzent sich registrieren, Gebühren zahlen und Berichte über die Menge und Art der in Verkehr gebrachten Produkte vorlegen. EPR-Recycling trägt somit zur Kreislaufwirtschaft bei und hilft, die Umweltauswirkungen Ihrer Produkte zu minimieren.
Der „Herstellerbegriff“: Wer gilt als Hersteller in der EPR?
Wer ist Hersteller in der EPR? Der Begriff „Hersteller“ ist dabei sehr irreführend, denn „Hersteller“ im Sinne der EPR Gesetzgebung ist jeweils das Unternehmen, das (verpackte) Produkte auf einem nationalen Markt einführt. Es ist also beispielsweise nicht der Verpackungshersteller von der erweiterten Herstellerverantwortung betroffen, sondern die Firma, die Produkte verpackt, verpacken lässt, oder verpackte Produkte importiert oder verkauft.
Somit wäre beispielsweise ein Onlinehändler, der verpackte Produkte von Deutschland nach Spanien verkauft und sie dort somit „erstmals in Verkehr bringt“ als Hersteller im Sinne der erweiterten Herstellerverantwortung anzusehen.
Bedeutung und Ziele der EPR für Online-Händler in Europa
Online-Händler müssen sich an die jeweiligen nationalen EPR-Vorschriften halten, um rechtliche Konsequenzen zu vermeiden und ihren Beitrag zu einer nachhaltigeren Wirtschaft zu leisten. Dies umfasst unter anderem die Registrierung bei nationalen EPR-Systemen und die Zahlung von Gebühren, die zur Finanzierung von Recycling- und Entsorgungsprogrammen verwendet werden. Durch die Einhaltung der EPR-Vorgaben tragen Online-Händler dazu bei, dass weniger Abfall entsteht und mehr Materialien wiederverwertet werden können.
Durch strengere Gesetzgebung rücken Onlinehändler, insbesondere solche, die D2C direkt an Endverbraucher verkaufen, stärker in den Fokus. Zum einen müssen Marktplätze künftig europaweit prüfen, ob Online Händler in den Zielländern registriert sind. Amazon verlangt deshalb beispielsweise den Nachweis einer EPR Nummer von seinen Händlern.
Zum anderen müssen Händler künftig in anderen Mitgliedsstaaten, in denen sie nicht selbst niedergelassen sind, einen Bevollmächtigten für die erweiterte Herstellerverantwortung benennen. Da EPR und Abfallgesetze in Europa jeweils national umgesetzt werden, ist die Umsetzung insbesondere für Onlineshops, die international liefern, sehr kompliziert.
Gesetzliche Grundlagen und Anforderungen der EPR in verschiedenen europäischen Ländern
In Europa variieren die gesetzlichen Grundlagen und Anforderungen der EPR von Land zu Land. In unserem Blog haben wir zu verschiedenen Ländern zahlreiche Informationen zusammengestellt.
Je nach Land wird die EPR in Europa unterschiedlich für den E-Commerce umgesetzt.
In Deutschland regelt das Verpackungsgesetz (VerpackG) die EPR-Anforderungen. Hersteller müssen sich bei der Zentralen Stelle Verpackungsregister registrieren und am dualen System beteiligen.
Ebenso gibt es ein ElektroG und ein BattG für elektronische Produkte bzw. die EPR für Batterien.
Frankreich hat das Gesetz zur Kreislaufwirtschaft und Abfallvermeidung, das strenge EPR-Vorgaben enthält. Unternehmen müssen sich bei der zuständigen Behörde registrieren und Beiträge zur Finanzierung der Abfallbewirtschaftung leisten.
Neben Verpackungs-EPR und WEEE und Batterien, gibt es in Frankreich seit langem schon Textil EPR. Ebenso gibt es EPR für weitere Produktgruppen, z.B. Spielzeug-EPR, Möbel-EPR, sowie für DIY Produkte, Reifen, und viele mehr.
In Italien schreibt das Gesetz über die Abfallrahmenrichtlinie vor, dass Hersteller sich bei CONAI, dem nationalen Konsortium für Verpackung, registrieren.
Für WEEE und Batterien wird ein Bevollmächtigter für die erweiterte Herstellerverantwortung benötigt. Ebenso ist ein Textil EPR System in Italien in Planung.
Für die EPR in Spanien müssen sich Online-Händler, die Produkte auf den Markt bringen, im Produzentenregister eintragen und die erforderlichen Gebühren und Beiträge an eines der in Spanien zugelassenen nationalen Rücknahmesysteme zahlen. Die Einhaltung dieser Vorschriften ist entscheidend, um Strafen und rechtliche Konsequenzen zu vermeiden.
Europaweit die Produzentenverantwortung erfüllen
In jedem EU Mitgliedsstaat gibt es Vorgaben. Diese Regelungen zielen darauf ab, die Recyclingquoten zu erhöhen und die Umweltbelastung zu reduzieren. Es ist essenziell, dass Sie als Online-Händler die spezifischen EPR-Vorgaben der jeweiligen Länder kennen und einhalten.
Mit unserem digitalen Service geben wir Ihnen für jeden Abfallstrom und jedes Land eine individuell auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittene Schritt-für-Schritt Anleitung, mit der Sie die erweiterte Herstellerverantwortung selbst umsetzen können. Oder Sie verlassen sich in unserem Premium Service auf unsere erfahrenen Account Manager. Wir übernehmen Ihre EPR gerne europaweit für Ihren Onlineshop.
Auswirkungen der EPR auf Online Händler mit internationalem Versand
Die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) hat erhebliche Auswirkungen auf Online-Händler mit internationalem Versand. EPR verpflichtet Hersteller und Importeure zur Übernahme der Verantwortung für die gesamte Lebensdauer ihrer Produkte, einschließlich Entsorgung und Recycling. Für Online-Händler bedeutet dies, dass sie sicherstellen müssen, dass ihre Produkte die gesetzlichen Anforderungen in den jeweiligen Zielländern erfüllen.
Dies erfordert eine sorgfältige Planung und Verwaltung, da unterschiedliche Länder unterschiedliche Vorschriften haben. Händler müssen sich möglicherweise in mehreren Ländern registrieren und Gebühren zahlen. Darüber hinaus kann die Einhaltung der EPR-Vorschriften zusätzliche Kosten verursachen, die berücksichtigt werden müssen.
Durch die Einhaltung der EPR-Vorschriften können Online-Händler jedoch auch einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leisten und ihr Markenimage verbessern. Es ist wichtig, sich über die spezifischen Anforderungen in den Zielmärkten zu informieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um rechtliche Konsequenzen zu vermeiden.
Erweiterte Herstellerverantwortung EPR für Online Marktplätze
Die Online Marktplatz EPR wurde erst vor kurzem (2022) eingeführt. Dabei gilt es für Online Plattformen die EPR Compliance der Seller zu prüfen. In manchen Ländern, beispielsweise Frankreich, Spanien und UK können oder müssen die Marktplätze auch die EPR der Seller übernehmen, wenn die Seller nicht selbst registriert sind.
Marktplätze wie Amazon fragen deshalb Seller nach ihrer EPR Nummer um die EPR Compliance der Verkäufer zu kontrollieren. Sie müssen das tun, da sie sonst selbst in Haftung geraten und empfindliche Geldstrafen oder Vertriebsverbote riskieren.
In der PPWR wird die Plattformhaftung für EPR auf alle EU Mitgliedsstaaten ausgeweitet. Künftig – voraussichtlich ab Mitte 2026 – können Online Händler demnach auf Marktplätzen nur noch im eigenen Land oder in den Ländern, in denen sie die erweiterte Herstellerverantwortung erfüllen, verkaufen. Gemäß EU Digital Services Act betrifft das alle Online Marktplätze, die nicht als Micro- oder Small Business definiert sind. So soll vermieden werden, dass es Online Händler gibt, die die geltenden Regeln zur erweiterten Herstellerverantwortung nicht beachten.
Praktische Umsetzung der EPR-Maßnahmen für Online-Händler
Online-Händler müssen in jedem Land, in dem Sie Ihre Produkte verkaufen, die spezifischen Anforderungen der erweiterten Herstellerverantwortung erfüllen. Dies bedeutet, dass Sie als Online-Händler sich in jedem Mitgliedstaat einem nationalen EPR System anschließen müssen. Diese Verantwortung umfasst unter anderem die Registrierung bei den zuständigen Behörden und die Teilnahme an Recyclingprogrammen zur Entsorgung von Verpackungen oder elektronischen Geräten, künftig auch Textilien oder anderen Produkten.
Sie können unseren digitalen ecosistant Service nutzen, um Ihre EPR Aufgaben zu erfüllen. Sie erhalten dabei für jedes Land eine auf Sie zugeschnittene Anleitung, wo und wie Sie sich registrieren müssen.
Alternativ können Sie unseren Premium-Service anfragen, wo wir mit einer Vollmacht Ihre EPR europaweit für Sie erfüllen können. Mehr zur praktischen Umsetzung erklärt Tibor im Video, oder unter folgendem Link. Für die Erfüllung der erweiterten Herstellerverantwortung in Deutschland ist unser EPR Service kostenlos nutzbar.
Vorteile und Herausforderungen der EPR für Online-Händler
Vorteile der EPR-Compliance:
- Umweltbewusstsein und Markenimage:
– Online-Händler, die EPR-Programme unterstützen, können ihr Engagement für Nachhaltigkeit unter Beweis stellen, was das Markenimage verbessert und umweltbewusste Kunden anzieht. Oder umgekehrt: Wer sich als nachhaltige Marke gibt, aber nicht einmal die gesetzlichen Vorgaben zum Recycling einhält, fährt schnell Gefahr, sein Markenimage als umweltbewusste Brand zu riskieren.
- Wettbewerbsvorteil:
– Durch die Implementierung von EPR können Händler sich von Wettbewerbern abheben, die weniger umweltfreundlich agieren. Tatsächlich ist der Anschluss an ein EPR System eine Marktzugangsvoraussetzung – wer diese nicht erfüllt, darf im jeweiligen Land keine Produkte verkaufen.
- Innovation:
– Die Notwendigkeit, Produkte nachhaltiger zu gestalten, kann zu Innovationen bei Design und Materialauswahl führen, die letztlich auch Kosteneinsparungen bringen können. Tatsächlich schlagen sich die Einsparungen durch Materialeinsatz z. B. von Karton Versandboxen zu Papier Versandtaschen oft in den Kosten noch mehr nieder als die EPR Gebühren. Also eine Win-Win Situation für Unternehmen und Umwelt.
- Regulatorische Sicherheit:
– Die Einhaltung von EPR-Vorgaben hilft, rechtliche Probleme und mögliche Strafen zu vermeiden, die aus der Nichteinhaltung von Umweltvorschriften resultieren könnten.
Herausforderungen durch die erweiterte Herstellerverantwortung:
- Kosten:
– Die Umsetzung von EPR-Programmen kann mit erheblichen Kosten verbunden sein, insbesondere für die Sammlung, das Recycling und die Verwaltung der Rücknahme von Produkten. Für kleine und mittelständische Unternehmen überwiegen jedoch die administrativen Kosten, die in jedem Land von Behörden und EPR Systemen erhoben werden.
- Komplexität der Logistik:
– Die Organisation und das Management der Rücknahmelogistik können komplex und herausfordernd sein, besonders für kleine und mittlere Online-Händler. Tatsächlich gibt es im Online Handel über Ländergrenzen hinweg oft keine geeigneten Möglichkeiten, die Rücknahmepflichten als Händler zu erfüllen.
- Regulatorische Komplexität im EU Binnenmarkt:
– Die Vorschriften zur EPR können von Land zu Land unterschiedlich sein, was für international agierende Online-Händler die Einhaltung erschwert. Wer B2C direkt an Endverbraucher verkauft, muss immer die EPR und Abfallgesetze des Ziellandes einhalten.
- Kundenerwartungen:
– Kunden können höhere Erwartungen an nachhaltige Praktiken entwickeln, was zusätzlichen Druck auf Händler ausübt, ihre EPR-Strategien kontinuierlich zu verbessern.
- Koordination mit Lieferanten:
– Eine effektive EPR-Strategie erfordert oft eine enge Zusammenarbeit mit Lieferanten und anderen Partnern in der Lieferkette, was sich als organisatorische Herausforderung erweisen kann.
Insgesamt stellt die EPR für Online-Händler eine sowohl herausfordernde als auch lohnende Aufgabe dar, die eine sorgfältige Planung und Implementierung erfordert, um sowohl ökologische als auch geschäftliche Vorteile zu maximieren.
Fazit: Jetzt die erweiterte Herstellerverantwortung europaweit erfüllen
Der EU Green Deal wird die Vorschriften für Hersteller in den kommenden Jahren grundlegend verändern und noch verschärfen. Unternehmen, die sich frühzeitig auf diese neuen Regelungen vorbereiten, können Bußgelder vermeiden und rechtliche Herausforderungen minimieren.
Mit unserem digitalen ecosistant Service können Sie schnell einen Überblick über Ihre individuellen Aufgaben je Land gewinnen und diese erfüllen. Sie erhalten dabei für jedes Land eine auf Sie zugeschnittene Anleitung, wo und wie Sie sich registrieren müssen. Mit laufendem Abonnement halten wir Sie stets up-to-date.
Alternativ bieten wir Ihnen unseren Premium-Service an: Mit einer Vollmacht übernehmen wir die vollständige Erfüllung Ihrer EPR-Verpflichtungen europaweit. Sie lehnen sich zurück und Ihr persönlicher ecosistant Account Manager kümmert sich um alles – effizient, zuverlässig und unkompliziert.