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Der Grüne Punkt war das erste Duale System und lange Zeit alleiniges Symbol für das Verpackungsrecycling.
Insofern ist der Grüne Punkt vielen Konsument*innen ein Begriff und zeichnet sich durch seinen hohen Wiedererkennungswert aus. Auch heute noch hat der Grüne Punkt den größten Marktanteil unter den deutschen Recycling-Systemen – und findet sich auf sehr vielen Verpackungen wieder. Auch international hat die Marke Berühmtheit erlangt. In vielen Staaten war sie bis vor wenigen Jahren verpflichtend auf Produktverpackungen anzubringen, um zu signalisieren, dass Hersteller*innen ihrer Verantwortung nach der EU-Verpackungsrichtlinie nachkommen. Ein hoher Wiedererkennungswert bei Kund*innen ist somit nicht von der Hand zu weisen, wodurch der Grüne Punkt hauptsächlich für Marketingzwecke interessant ist, wenn man sich als nachhaltiges Unternehmen präsentieren möchte.
Doch wie sieht es mit Onlinehändler*innen aus? Sollte man den Grünen Punkt auf den Verpackungen verwenden?
Um den Grünen Punkt zu verwenden ist zunächst eine Lizenz wichtig. Und hier liegt das Problem: In Deutschland ist diese Lizenz ausschließlich bei Duales System Deutschland GmbH – dem Recycling-System hinter dem Grünen Punkt – zu bekommen. Wenn Sie Ihre Verpackungen bei einem anderen Recycling-System lizenziert haben, bezahlen Sie dann quasi doppelt, weil Sie zusätzlich einen Vertrag mit dem Grünen Punkt schließen müssten.
Schwieriger wird es, wenn Sie auch in andere Länder liefern. Denn für jedes Land ist eine eigene Grüner Punkt Lizenz notwendig. Zwar sind die meisten der Recycling-Systeme, die wir Ihnen durch unseren Service vermitteln, in der Lage, Ihnen diese Lizenz zu gewähren. Jedoch müssen Sie dann auch einen Vertrag mit diesen Recycling-Systemen abschließen, wenn Sie als ausländische*r oder kleine*r Onlinehändler*in eigentlich gar nicht zur Lizenzierung Ihrer Verpackungen im jeweiligen Land verpflichtet wären. Aufgrund von Mindestbeiträgen entstehen Ihnen bei EU-weitem oder gar internationalem Versand dadurch hohe Kosten. Gerade für Startups oder KMU sind diese oft kaum bezahlbar.
Während große Onlineshops vom Marketingpotenzial profitieren können, wird der Grüne Punkt für kleine Firmen mit internationalem Versand schnell zur Kostenfalle.
Wir empfehlen den Grünen Punkt deshalb in erster Linie für große Onlinehändler*innen, die in jedem Land hohe Mengen umsetzen, sodass die Kosten für die Lizenz gerechtfertigt sind. Auch wenn Sie Produkte ausschließlich in einem Land verkaufen, kann sich der Grüne Punkt aufgrund des Wiedererkennungswerts beim Kunden lohnen.
Finger weg vom Grünen Punkt gilt hingegen, wenn Sie Ihre Produkte in mehreren Ländern anbieten und die erwarteten Umsätze insbesondere im Ausland dabei nicht sehr hoch ausfallen.
Vorsicht, wenn Sie Produkte von anderen Hersteller*innen mit dem Grünen Punkt ins Ausland verkaufen.
Besonders gefährlich ist es, wenn Sie Produkte ins Ausland liefern, für die Hersteller*innen die Grüne Punkt Lizenz lediglich in Ihrem eigenen Land erworben haben. In diesem Fall unterliegen Sie als Inverkehrbringer*in der Pflicht, die Grüne Punkt Lizenz im Ausland für diese Produkte zu erwerben! Am besten, Sie klären die Verhältnisse mit Ihren Hersteller*innen ab, oder nutzen ggf. alternative Verpackungen für Ihre Auslandslieferung. Zugegeben, die Produkte extra für Auslandslieferungen umzupacken ist nicht gerade nachhaltig…
Der Grünen Punkt verpflichtend in Spanien
Während der Grüne Punkt früher in vielen Ländern verpflichtend auf der Verpackung angebracht werden musste, gilt eine solche Regel heute nur noch im Verpackungsgesetz in Spanien. Ein Versuch in Frankreich 2021 den Grünen Punkt abzuschaffen und gänzlich durch das Triman Logo zu ersetzen wurde gerichtlich verhindert. Der Grüne Punkt darf somit nach wie vor auf der Verpackung abgebildet werden. Nichts desto weniger muss die Lizenz in jedem Land separat erworben werden, was internationale Onlinehändler, die neben Spanien auch andere Länder beliefern, vor hohe Hürden stellt.
Update zum Grünen Punkt in Spanien – 2023:
Der Grüne Punkt ist nun auch in Spanien nicht mehr verpflichtend. Analog zu den anderen europäischen Ländern, kann man die Lizenz erwerben und freiwillig auf seinen Verpackungen anbringen. Mehr Informationen dazu gibt es hier.
Haben Sie weitere Fragen zum Grünen Punkt und den Implikationen für Onlinehändler*innen? Lassen Sie es uns wissen!
Werbung wegen Markennennung
Beitragsbild: D. Pimborough / Shutterstock.com
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