EU Textil EPR Richtlinie für Fashion Brands

In einer bahnbrechenden Initiative hat die Europäische Kommission neue Regelungen vorgeschlagen, um Produzent:innen für den gesamten Lebenszyklus von Textilprodukten zur Verantwortung zu ziehen und eine nachhaltige Bewirtschaftung von Textilabfällen in der gesamten EU zu fördern. Diese Maßnahme soll die Entwicklung des Sektors für die separate Sammlung, Sortierung, Wiederverwendung und das Recycling von Textilien in der EU beschleunigen und gleichzeitig im Einklang mit der EU-Strategie für nachhaltige und kreislauforientierte Textilien stehen. Das Ziel: Die Förderung von lokalen Arbeitsplätzen, Kosteneinsparungen für Verbraucher:innen in der EU und darüber hinaus sowie die Verringerung der Auswirkungen der Textilproduktion auf natürliche Ressourcen. Ein Schritt in die richtige Richtung, wie wir finden.

Gleichzeitig steigt damit die Komplexität für Fashion Brands und den Fashion E-Commerce in Europa. Die wichtigsten Aspekte haben wir in diesem Artikel für Sie zusammengefasst. 

EU Textil EPR Richtlinie: Erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien

Ein Kernpunkt der Initiative ist die Einführung verbindlicher und einheitlicher Schemata für die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien in allen EU-Mitgliedstaaten. Diese bewährte Praxis hat bereits bei der Verbesserung des Abfallmanagements in Bezug auf Verpackungen, Batterien und Elektro- und Elektronikgeräte große Erfolge erzielt. Im Rahmen der EPR werden Produzent:innen die Kosten für das Management von Textilabfällen übernehmen. Dies wird nicht nur Anreize schaffen, Abfälle zu reduzieren und die Kreislaufwirtschaft von Textilprodukten zu fördern, sondern auch die Gestaltung von von Anfang an nachhaltigeren Produkten begünstigen. Die Höhe der Beiträge der Produzent:innen wird anhand der Umweltleistung der Textilien angepasst, ein Prinzip, das als „Öko-Modulation“ bekannt ist.

Foto von Felipe Galvan auf Unsplash

Förderung der Sammlung, Sortierung und Recycling von Textilien

Die vorgeschlagenen Regelungen der EU Textil EPR Richtlinie werden auch dazu beitragen, die separate Sammlung von Textilien ab 2025 zu erleichtern. Die finanziellen Beiträge der Produzent:innen werden Investitionen in die Kapazitäten für separate Sammlung, Sortierung, Wiederverwendung und Recycling von Textilien finanzieren. Das Ziel ist es, sicherzustellen, dass gebrauchte Textilien zur Wiederverwendung sortiert und nicht wieder verwendbare Textilien vorrangig dem Recycling zugeführt werden. Diese Maßnahmen werden sozialen Unternehmen, die in der Sammlung und Behandlung von Textilien tätig sind, neue Geschäftschancen und einen größeren Markt für gebrauchte Textilien bieten.

Entsprechend müssen die Textilhersteller die Kosten für das getrennte Sammeln, Sortieren und Recyceln von Produkten wie Kleidung, Accessoires, Decken, Bettwäsche, Vorhängen, Hüten und Schuhen übernehmen.
Dies schließt auch Produkte ein, die textilverwandte Materialien wie Leder, Kunstleder, Gummi oder Kunststoff enthalten.
Der Anwendungsbereich der EPR wurde erweitert, sodass Hersteller bis zum 31. Dezember 2027 auch für die Entsorgung von Teppichen und Matratzen verantwortlich sind, die hauptsächlich aus Textilien bestehen.

Foto von Keagan Henman auf Unsplash

Innovation und Forschung für nachhaltige Textilien dank EU Textil EPR Richtlinie

Die Initiative zielt auch darauf ab, Forschung und Entwicklung innovativer Technologien für die Kreislaufwirtschaft im Textilsektor zu fördern. Ein Beispiel ist das Faser-zu-Faser-Recycling, das dazu beitragen kann, die Nachhaltigkeit von Textilprodukten zu erhöhen.

Bekämpfung illegaler Exporte von Textilabfällen durch EU Textil EPR Richtlinie

Ein weiterer wichtiger Aspekt der EU Textil EPR Richtlinie ist die Bekämpfung illegaler Exporte von Textilabfällen in Länder, die nicht angemessen darauf vorbereitet sind. Die neuen Regelungen definieren klar, was als Abfall gilt und was als wiederverwendbare Textilien betrachtet wird. Das soll verhindern, dass Abfälle unter dem Vorwand der Wiederverwendung exportiert werden. Die Maßnahmen ergänzen die Vorschläge für eine neue Verordnung über Abfallverbringungen, die sicherstellen soll, dass der Abfall nur dann exportiert wird, wenn garantiert ist, dass er umweltgerecht bewirtschaftet wird.

Foto von Frederic Köberl auf Unsplash

EU Textil EPR Richtlinie: Ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit

Die Initiative der EU Textil EPR Richtlinie ist ein bedeutsamer Schritt in Richtung einer nachhaltigeren und kreislauforientierten Textilindustrie in der EU. Angesichts der Tatsache, dass die EU jährlich 12,6 Millionen Tonnen Textilabfall generiert und bisher nur 22 % davon separat gesammelt und recycelt werden, sind diese Maßnahmen von großer Bedeutung. Die Einführung der EPR für Textilien und die Förderung der Sammlung, Sortierung und Recycling von Textilien werden dazu beitragen, die Umweltauswirkungen der Textilproduktion zu reduzieren und eine nachhaltigere Zukunft zu gestalten.

Nächste Schritte

Der vorgeschlagene Änderungsentwurf der Abfallrahmenrichtlinie wird nun vom Europäischen Parlament und dem Rat im ordentlichen Gesetzgebungsverfahren geprüft. Es bleibt abzuwarten, wie die Diskussionen und Entscheidungen die Zukunft der Textilindustrie in der EU beeinflussen werden.

EPR in der EU: Ausblick und aktuelle Entwicklungen

Auch wenn die Mühlen der Europäischen Union langsam mahlen, tut sich ordentlich was. Einige Länder haben bereits die Ärmel hochgekrempelt und machen sich an die Umsetzung. Hier ein kleiner Überblick über die aktuellen Entwicklungen innerhalb der EU:

EPR Frankreich: Das gilt für Textilien

Frankreich ist das einzige EU-Land mit einem EPR-System für Textilien. Dies bedeutet, dass die Hersteller von Textilien für die Rücknahme, Verwertung und endgültige Entsorgung ihrer Produkte verantwortlich sind.

Foto von Anthony Choren auf Unsplash

In den Niederlanden wurde vom Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft eine erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien eingeführt. Seit dem 1. Juli 2023 sind die Hersteller für das Recycling und die Wiederverwendung von Textilien verantwortlich. Das bedeutet, dass die Hersteller für ein angemessenes Sammelsystem, das Recycling und die Wiederverwendung von Kleidung und Haustextilien sowie die Finanzierung des gesamten Systems verantwortlich sind.

Foto von João Guimarães auf Unsplash

EPR Italien: Textilien

In Italien hat das Ministerium für Umwelt und Energiesicherheit (MASE) am 2. Februar 2023 in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Unternehmen und “Made in Italy” (MIMIT) einen Entwurf für ein Dekret vorgelegt, das die neuen Verpflichtungen für Hersteller im Textilsektor in Bezug auf Design, Produktion, Entsorgung und Recycling von Textilien festlegt. Eine Konsultationsphase wurde nun mit wichtigen Interessengruppen in der Branche eingeleitet, die ihre Kommentare bis zum 3. März 2023 einreichen konnten.

Zu den wichtigsten Änderungen, die vom MASE für Textilhersteller angekündigt wurden, gehört, dass die Hersteller die Verantwortung für die Finanzierung und Organisation der Sammlung, Vorbereitung zur Wiederverwendung, Recycling und Verwertung von Textilabfällen übernehmen müssen. Dies kann durch kollektive oder individuelle Managementsysteme erfolgen. Es müssen auch geeignete finanzielle und organisatorische Mittel bereitgestellt werden, um ein landesweites Netzwerk zur Sammlung von Textilabfällen sowie “selektive Sammelsysteme zur Erhöhung der Qualität von Textilfraktionen” einzurichten.

Für die Designphase von Textilprodukten müssen Hersteller sicherstellen, dass sie Produkte entwickeln, produzieren und vermarkten, die “für Wiederverwendung und Reparatur geeignet sind, recycelte Materialien enthalten, technisch haltbar und leicht reparierbar sind”. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Entwicklungen auf die Textilindustrie in Italien auswirken werden.

Foto von alexey turenkov auf Unsplash

EPR Schweden: Intensive Bemühungen Textilien zu recyclen

In Schweden gibt es bereits mehrere Bemühungen, Textilien zu recyceln. Unternehmen wie H&M bieten einen Kleiderrecyclingservice an, und in Sundsvall wurde der Bau einer einzigartigen Textilrecyclinganlage bestätigt, die ein Material produzieren soll, das zur Herstellung von Viskose und anderen neuen Kleidungsstücken verwendet werden kann. Laut dem Entwurf der EPR-Gesetzgebung für Textilien sollten Produzenten in Schweden sich bei einer Organisation für die Herstellerverantwortung (PRO) registrieren, um ihre Abfalltextilien zu melden. Der Bericht hat gestaffelte Einführungsdaten, was bedeutet, dass PROs erst ab dem 1. Januar 2024 verpflichtet sind, tätig zu werden.

Es gibt nationale Ziele zur Reduzierung der Menge an weggeworfenen Textilien in Schweden, wobei das erste Ziel eine Reduzierung um 70% des Gewichts bis 2028 im Vergleich zu den Basisdaten von 2022 ist. Fernverkäufer:innen (Produzenten, die Textilien nach Schweden verkaufen) wären ebenfalls unter den neuen Regeln verpflichtet – um bei der Meldung zu helfen, dürfen sie eine/n Bevollmächtigte/n Vertreter:in innerhalb des Landes ernennen. Jeder Produzent, der sein Textilprodukt bereits zu 80% oder mehr aus Textilabfällen herstellt, würde nicht gezählt werden und müsste dementsprechend nicht melden.

Die EPR-Kosten für Textilproduzenten werden steigen, da sie an eine PRO melden müssen, und es wird erwartet, dass sie diese Kosten an die Verbraucher weitergeben. Der Entwurf der EPR-Gesetzgebung für Textilien schätzt daher, dass der Preis eines durchschnittlichen T-Shirts in Schweden um 0,23 SEK (entspricht 3 Cent in USD) steigen könnte. Die EPR-Kosten für Textilproduzenten werden ähnlich strukturiert sein wie die Kosten, die derzeit von Produzenten anderer Produkte aus beispielsweise Kunststoff oder Papier getragen werden: Es würden Verwaltungsgebühren und Inspektionsgebühren an die schwedische Umweltschutzbehörde gezahlt werden, zusätzlich zu den Sammelkosten an die PRO.

Foto von Mark König auf Unsplash

Fazit

Es bleibt abzuwarten, ob die Einrichtung von EPR-Systemen für alle EU-Mitgliedstaaten verpflichtend wird und ob Kriterien für EPR-Systeme für Textilien harmonisiert oder ob unterschiedliche nationale Ansätze zu EPR bevorzugt werden. Hauptsache ist, dass unter’m Strich die Umwelt gewinnt.

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